Claus Pias  |  Veranstaltungen SS 2008 | Size does matter

 

Size does matter. Skalierungsprobleme der Wissenschaften

Seminar 2 Std., 4 ECTS
§ 3.2.4, BA M 7.3, PP § 57.2.6
Mittwoch, 13:00 s.t. – 14:30, HS 2H NIG

Ausgehend von der Beobachtung, daß das Große kein vergrößertes Kleines und das Kleine kein verkleinertes Großes ist, wird ein fundamentaler Symmetriebruch konstatiert, der zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Konsequenzen in verschiedenen Wissenschaften thematisiert wurde. Das Kleine, so könnte eine grundlegende These lauten, kann das Große nicht explizieren und das Große ist nicht ins Kleine auflösbar. Daß dies nicht immer so gesehen wurde, verleiht dem Thema eine historische Dimension: Seit wann und in welchen Kontexten wird reflektiert, daß im Kleinen und im Großen unterschiedliche Gesetze und Verhaltensregeln gelten?
Die Veranstaltung wird sich solchen Fragestellungen systematisch und historisch nähern. Betroffen sind Disziplinen wie Physik (klass. Mechanik vs. Quantenereignisse, Nanotechnik), Soziologie (Gruppe vs. Masse), Ökonomie und Geschichte (Mikro- vs. Makroverhalten), Kunstgeschichte (Größe vs. Monumentalität), Politik (Lokalität und Globalität), Chemie (Mikrochemie vs. Verfahrenstechnik), Informatik (Netzwerktheorie, small worlds der KI), Ökologie usw.
Da es keine allgemeine Literatur zu dieser Frage gibt, versteht sich die Veranstaltung als Forschungsseminar, das eine erste Sichtung und Diskussion der Literatur vornimmt. Von den TeilnehmerInnen wird daher erwartet, sich auf fachfremde Diskussionen einzulassen. Aus diesem Grund wird die Veranstaltung geblockt stattfinden. Die Termine dieser Blöcke werden in der ersten Sitzung ausgemacht.

Für aktuelle Informationen wird ein Wiki eingerichtet.

Zeitplan

Datum

Uhrzeit / Raum

Thema

ReferentInnen

2. April

13:00 s.t. – 14:30
HS 2H NIG

Vorbesprechung

einige erste Literaturhinweise

Geschichte

Giovanni Levi, »On Microhistory«, in: New Perspectives on Historical Writing, ed. by Peter Burke, Oxford 1991, S. 93-113.

Charles Tilly, Big Structures, Large Processes, Huge Comparisons, New York 1984.

Carlo Ginzburg, »Mikro-Historie. Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß«, in: Historische Anthropologie, 1(1993), S. 169-192.

Jürgen Schlumbohm (Hrsg.): Mikrogeschichte – Makrogeschichte. Komplementär oder inkommensurabel?, Göttingen 2000.

Ökonomie

N. Gregory Mankiw, The Macroeconomist as Scientist and Engineer, Cambridge, MA 2006

Physik

Richard Feynman, There's Plenty of Room at the Bottom. An Invitation to Enter a New Field of Physics, 1959 (deutsche Übers.)

Henning Genz/Roger Decker, Symmetrie und Symmetriebrechung in der Physik, Braunschweig 1991, Kapitel 5

Politik

Peter Sloterdijk, Der unkomprimierbare Raum. Ein Lob der Asymmetrie, Vortrag an der Akademie der Künste Berlin, 19.11.2004

Netzwerke

Albert-Lázló Barabási, Linked. The New Science of Networks, Cambridge, Mass. 2002

Albert-László Barabási / Réka Albert, »Emergence of scaling in random networks«, in: Science, 286(1999), 509-512

Jordan Ritter, Why Gnutella Can't Scale. No, Really, 2001

Künstliche Intelligenz

Terry Winograd, Understanding Natural Language, New York 1972 (Shrudlu)

Terry Winograd / Fernando Flores, Understanding computers and cognition, Norwood/NJ 1986

Biologie

Steven Jay Gould, ...

Harry J. Jerison, Evolution of the Brain and Intelligence, New York 1973

Philosophie / Mathematik

Wolfgang Stegmüler, »Das Problem der Induktion: Humes Herausforderung und moderne Antworten«, in: Neue Aspekte der Wissenschaftstheorie, hrsg. von Hans Lenk, Braunschweig 1971, S. 13-74 (nachgedruckt als Buch: Darmstadt 1975)

Max Black, »Induction«, in: The Encyclopedia of Philosophy, hrsg. von P. Edwards, 1967, Bd. 4, S. 169-181

Christoph Lumer, »Induktion«, in: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft, hrsg. von H.J. Sandkühler, Hamburg 1990, S. 659-676

George Pólya, Mathematik und plausibles Schliessen, Bd.1: Induktion und Analogie in der Mathematik, Basel 1962